Kapitel 2 – Das Ruhr-Center

2.1 Zwischen Menschen und Gedanken

Ruhrstadt – Gewerbegebiet Nord, Ruhr-Center

Mittwoch, 23. April, 20:16 Uhr

Gegenwart

Alexandras Audi Q8 e-tron stand in der Werkstatt, deshalb war sie öffentlich gefahren. Den Gedanken, mit dem GMC Hummer EV SUV nach Bochum zu fahren, hatte sie heute Vormittag schnell verworfen – zu schwerfällig, zu breit für die engen Parkflächen. Dieses Fahrzeug blieb Einsätzen vorbehalten, bei denen es um Personenschutz oder Operationen ging bei denen ein massiges, geländegängiges Fahrzeug notwendig war.

Von der ZOS in Bochum war es mit dem Zug nur ein Katzensprung in die Ruhrstadt. Am Hauptbahnhof roch es nach Backwaren und kaltem Beton, Lautsprecherdurchsagen mischten sich mit dem metallischen Kreischen der Bremsen. Menschen schoben sich durch die Bahnhofshalle. Sie eilte zu zur Straßenbahnhaltestelle vor dem Bahnhof.

Die Straßenbahn kam, sie stieg ein. Zwölf Minuten, nicht mehr. Vorbeiziehende Fassaden, Reklametafeln, der Blick der Fahrgäste, die in ihre Smartphones versunken waren. Van Houtens Entführung ließ sie nicht los. Das Bild blieb bedrückend klar: ein Geflecht aus einer rechtsextremen Gruppe und einem skrupellosen Geschäftsmann. Viel mehr hatte sie nicht. Nur eine zwanzigjährige IT-Spezialistin an ihrer Seite.

Die Ansage der Haltestelle Ruhr-Center riss sie aus ihren Gedanken. Die Bahn bremste quietschend, Türen klappten auf, und Alexandra trat hinaus. Der ÖPNV-Knotenpunkt grenzte an den weit gepflasterten Vorplatz des Ruhr-Centers, Busse und Bahnen hielten im Minutentakt. Stimmen hallten über die offene Fläche, Schuhsohlen klackten auf den Steinplatten, dazwischen das Zischen der Türen. Sie ging zügig zum südwestlichen Zugang des kurzen Gebäudeflügels – dem Eingang zu den Büroebenen vier bis sechs und zu ihrer Wohnung auf Ebene sieben. Für die Besonderheiten des Gebäudes und das pulsierende Leben auf dem Platz hatte sie heute keinen Blick. Routinemäßig tasteten ihre Augen sie die Umgebung ab, ein kurzer Check auf eventuelle Bedrohungen.