Ruhrstadt-Thriller: Realismus statt Heldenmythos

Warum schreibe ich einen Thriller?
Ich schreibe meinen ersten Thriller. Nicht, weil ich mich für einen Schriftsteller halte, sondern weil ich sehen wollte, ob es auch anders geht. Mich faszinieren Thriller, aber vieles daran stößt mich ab.

Mich nervt es, wenn Protagonisten wie Übermenschen gezeichnet werden – unverwundbar, immer siegreich, egal wie aussichtslos die Lage ist. Mich langweilt es, wenn eine einzelne Pistole ganze Gegnerhorden niederstreckt. Mich stört es, wenn Gewalt bis ins kleinste Detail ausgeschlachtet wird, ohne Rücksicht auf Glaubwürdigkeit oder Wirkung.

Ich werde versuchen, einen anderen Weg zu gehen. Meine Figuren sind verletzlich. Sie können scheitern. Sie tragen Konsequenzen. Sie gewinnen nicht, weil sie unbesiegbar sind, sondern weil sie trotz Verwundbarkeit weitermachen – oder manchmal auch verlieren.

Im Mittelpunkt steht Alexandra Kern – nach außen kontrolliert, diszipliniert, fast unerschütterlich, innerlich aber gezeichnet von einer Gewalttat, die sie antreibt, dort zu handeln, wo andere vertuschen, wegsehen oder ignorieren. Ihre Emotionslosigkeit ist keine Superkraft, sondern eine Fassade – eine Überlebensstrategie, die ihren Preis hat. Alexandra ist kein makelloser Held, sondern ein Mensch mit Brüchen, Härten und Verwundungen.

Ihr Lebensmittelpunkt ist die Ruhrstadt – fiktiv, aber aus realen Mustern des Ruhrgebiets (auch Revier genannt) gebaut: Wohnsiedlungen, Zechenrelikte, Gewerbeparks, ÖPNV-Drehscheiben. Die Ruhr fließt mittendurch und erklärt den Regionsnamen; Hafen und Ruhrschnellweg (A 40) binden sie an Verkehr und Handel. Viel Grün trotz Stahlgeschichte – typisch Ruhrgebiet. So bleibt die Kulisse stimmig, ohne an eine konkrete Stadt gebunden zu sein.

Ich schreibe nüchtern, szenisch und detailgenau. Spannung entsteht bei mir nicht durch Explosionen und Dauerfeuer, sondern durch Subtext, Machtverhältnisse und die kleinen Dinge, die alles kippen lassen können: ein Blick, ein Geräusch, ein Zögern.

Ich will keinen besseren Thriller schreiben. Ich will einen anderen. Einen, der ohne Übermenschen auskommt und stattdessen auf das setzt, was mich selbst packt: Realismus, Atmosphäre und die ständige Möglichkeit des Scheiterns.